Senioren-Mannschaftsmeisterschaften der Landesverbände 25.9. – 1.10. 2017 Templin
7. Oktober 2017 um 06:57 Meisterschaften,Senioren

Bergen, Berlin-Spandau, Magdeburg und 2017 Templin in der Uckermark.
Das sind die Stationen der SMM der LV des Deutschen Schachbundes der letzten vier Jahre. Hessische Mannschaften hatten bei diesem traditionellen Turnier immer weit vorne mitgespielt.

In diesem Jahr hatte sich nur eine Hessenmannschaft zusammen mit dem hessischen Seniorenreferenten Dr. Ulrich Zimmermann auf den langen Weg nach Templin in der schönen Uckermark, 80 km nördlich von Berlin, aufgemacht. Im AHORN SEEHOTEL TEMPLIN trafen sich 26 Vierermannschaften einschließlich einer Mannschaft des Blindenschachbundes, um in einem Turnier mit 7 Runden den Sieger auszuspielen. Organisation unter der Leitung des Deutschen Seniorenreferenten Gerhard Meiwald, Unterbringung im renovierten 3*** Hotel, Spielbedingungen, Preis-Leistungsverhältnis und Turnieratmosphäre fügten sich zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen.

Die Hessen traten mit IM Klaus Klundt, Dr. Matthias Kierzek, FM Dr. Berndt Baum und WFM Mira Kierzek an die elektronischen Bretter. Sie lagen mit ihrer Durchschnitts – TWZ von 2226 auf Startplatz 4. Die ersten Drei waren: Berlin 1 mit 2300 und dem einzigen Großmeister im Turnier, Sergey Kalinitschew, Baden 1 mit 2299 und NRW 1 mit 2242. Mira Kierzek und Brigitte Burchardt ( Berlin 1 ) waren die 2 Frauen im Turnier.

Hessen startete mit zwei Siegen in das Turnier; 3 : 1 gegen NRW 2 und 2,5 : 1,5 gegen Niedersachsen. Hier zeigte besonders Berndt, was in ihm steckt. Er spielte aus meiner Sicht seine beste Partie im Turnier. Im ausgehenden Mittelspiel gab er die Qualität für 2 Bauern, und agierte in der Folge mit beiden Läufern und einem Freibauern so geschickt, daß seinem Gegner Uwe Grimm die vernünftigen Züge ausgingen, und er mit 2 Damen mattgesetzt wurde.

Tag 3 brachte dann eine 1,5 : 2,5 Niederlage gegen Berlin 1 mit Remisen an den ersten 3 Brettern und einer Niederlage von Mira gegen Brigitte, dem einzigen Damenkampf der Veranstaltung. Die 4. Runde bescherte uns Berlin 2 als Gegner.

Nur gut, daß wir früh durch die “Berliner Gasse” mußten. Auch hier war kein Sieg drin; 2 : 2 hieß es am Ende. Aber der frühere Fernschachweltmeister Dr. Friedrich Baumbach mußte sich unserem Dr. Baum geschlagen geben. Also 5 : 3 Punkte aus den ersten 4 Partien. Damit lag man hinter Berlin 1, Baden1, Berlin 2, Bremen und Schleswig – Holstein nur auf Platz 6 der Rangliste. Zwischenspurt war angesagt. Und es wurde wirklich dramatisch spannend. Gegen Schleswig – Holstein am 5. Spieltag kamen uns Ausdauer und Glück entgegen. Klaus und Berndt waren im bisherigen Turnierverlauf zur “Hessischen Mauer” aufgewachsen, für die Gegner zu hoch und undurchdringlich. Salov an Brett 1 der Nordmänner wurde von Klaus in einer schönen Opferpartie auf E6 bezwungen. Berndt kam trotz Druck über eine Punkteteilung nicht hinaus und Matthias spielte Berg – und Tal – Schach: Gewinnstellung, Veropferung, Verluststellung und schlußendlich Remis durch Zugwiederholung. Durchatmen. Nur noch Miras Partie lief mit ungleichfarbigen Läufern, je einem Turm und Minusbauer bei Mira. Wie sollte das noch gewonnen werden? Aber wir brauchten einen Mannschaftssieg, um noch vorne mitzuspielen. Miras Geduld, ihr unermüdliches Kaugummi, und natürlich das Quentchen Glück kamen uns dann zur Hilfe. Herr Neumann stellte seinen Turm ein und gratulierte Mira, und wir ihr natürlich auch. Nach diesem Sieg konnten in den letzten beiden Runden nur noch “ Starke” kommen. Und so war es auch. Runde 6 gegen Baden 1, den letztjährigen Sieger, mit Nekrasov, Werner Clemens, Herbrechtsmeier und Vatter, der am 4. Brett schon 4 Punkte erzielt hatte; schwer zu bespielen. Schnelles Remis an den ersten beiden Brettern, für Mira wenig Gegenspiel, also Berndt, der überhaupt erst einmal gegen Herbrechtsmeier gespielt hatte, sollte es richten. Berndt blieb ruhig, holte erst einen Bauern und dann die Dame des Gegners ab. Am Ende also 2 : 2.
Der zweite “ Starke “ kam dann in der Schlußrunde NRW 1, auch das noch. Rotstein, der diesjährige Deutsche Senioreneinzelmeister, am Brett 1 von NRW, hatte gerade am Vortag GM Kalinitschew sehenswert bezwungen. Und Khanukow Brett 2 sowie Hassenrück Brett 3 sind ja auch keine Unbekannten.

Die Situation vor der entscheidenden Runde zeigte sich wie folgt. An der Tabellenspitze Baden1, NRW 1 und Württemberg 1 mit je 9 Punkten, dahinter Hessen, Bremen und Berlin1 mit 8 Punkten. Die finalen Paarungen lauteten: Württem.1 : Baden 1, Hessen : NRW 1, Berlin 1 : Bremen.

Klundt und Dr. Baum, bisher ohne Niederlage, spielten mit Schwarz. Diesmal ließ Dr. Baum es ruhig angehen und remisierte früh. Es schlug die Stunde von Klaus, der Rotstein in einer sehenswerten Partie bezwang. Sollte doch noch was gehen? Matthias zeigte Khanukow im Endspiel mit Bauern und je einem Läufer, wie stark der zentrale König ist, und gewann. Damit war der zweite Gesamtplatz sicher, da sich Baden und Württemberg remis trennten. In Miras Partie verlor der besserstehende Gegner G. Krüger ( TWZ 2171 ) am Ende der Marathonschlange etwas die Übersicht, wohl auch auf grund von Miras sprichwörtlicher Hartnäckigkeit, und ließ sie in ein Unentschieden entschlüpfen. Da sich auch Berlin und Bremen, mit dem starken FM St. Buchal, unentschieden trennten, lag das Endergebnis vor.

Rang 1 bis 3 und Rang 4 bis 7 wurden bei gleichen Mannschaftspunkten nur durch die Brettpunktwertung entschieden. Dabei fehlte den Hessen nur die Winzigkeit eines halben Brettpunktes, um nach Feinwertung ganz vorne zu landen. Wer hätte das nach Mitte des Turnieres erwartet. Alle Hessen haben sich bravourös geschlagen.

Klaus und Berndt holten sich mit je 5,5/7 den ersten Brettpreis und dürften ELO – Zuwachs erwarten. Ihr Spiel war reif. Matthias erzielte 3,5/7; er war in der entscheidenden Phase in der Endrunde gegen NRW 1 hellwach und holte den wichtigen Punkt. Mira hatte sicher den schwierigsten Part. Alle ihre Gegner waren elostärker, dafür hat sie sich mit 2,5/7 sehr gut geschlagen.

Die Tabelle der ersten Sechs:

Mannschaft TWZ Man.P. Brett Pkt.

1. Baden 1 2299 10 17,5
2. Hessen 2226 10 17.0
3. Württemberg 1 2162 10 16.0
4. NRW 1 2242 9 16.0
5. Berlin 1 2300 9 15.0
6. Bayern 1 2199 9 15.0

Das war rundweg ein gelungenes Turnier. Die Stimmung unter den Hessen war sehr gut. Keiner fühlte sich mehr als der Andere. Reiberei war ein Fremdwort. Gemeinsame Mahlzeiten waren Genuß, Freude am Essen und Zeit zum Plaudern. Für
2018 ist mir nicht bange.

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